Der NFL-Rookiedraft – Was ist das?
Am Donnerstag dem 25.04. ist es endlich soweit. Das größte Ereignis der NFL Offseason findet statt: der NFL Draft. Was das ganze überhaupt ist und warum neben den Fans der einzelnen Teams, auch die Fantasy Footballer mitfiebern und hoffen, dass die Franchises keinen Mist bei der Spielerauswahl bauen, erklären wir euch hier.
Warum gibt es einen Draft?
In den amerikanischen Sportarten gibt es kein Ligensystem, wie man es bei uns aus jeder noch so kleinen Nischen-Sportart kennt. Ob NFL, NBA, NHL oder MLB, es gibt nur diese eine Profiliga, in der man weder auf- noch absteigen kann. Das Franchise-System schreibt vor, dass die Liga (in unserem Fall also die NFL) die Ligagröße vorgibt und dann sogenannte Franchises vergibt. Das sind Lizenzen, die es erlauben ein Team zusammenzustellen und an der NFL teilzunehmen. Seit 2002 gibt es 32 davon.
Die Ausbildung der Nachwuchstalente übernehmen die Colleges. Sie sind vergleichbar mit den Sportgymnasien in Deutschland, nur dass alles noch ein paar Nummern größer ist (College Football Spiele sind zum Teil besser besucht, als NFL Spiele). Die Spieler suchen sich gezielt die Colleges aus, wo sie die ihrer Meinung nach beste Football-Ausbildung bekommen.
Demnach gibt es keine Nachwuchsarbeit der NFL Franchises. Wie trotzdem junge Talente systematisch in die NFL aufgenommen werden, bestimmt der sogenannte Rookie-Draft (Rookie = Neuling).
Hier können die NFL Teams aus allen Spielern, die sich zum Draft melden, auswählen. Um am Draft teilzunehmen, müssen die Spieler Football am Collage gespielt haben. Das ist anders als in der NBA, bei der man auch direkt von der High-School gedraftet werden kann (wie zum Beispiel LeBron James).
Der Ablauf des NFL Drafts
Seit 1994 hat der NFL Draft sieben Runden. Dabei hat jedes Franchise in jeder Runde einen sogenannten Pick, mit dem es sich einen Spieler „picken“ kann. Da der Draft einer der Mechanismen ist, die NFL möglichst ausgeglichen und fair zu gestalten, darf das schlechteste Team der Vorsaison (bezogen auf das Verhältnis von Siegen zu Niederlagen) als erstes einen Spieler wählen. Danach ist das zweitschlechteste Team an der Reihe – und so geht es immer weiter, bis zu den Playoffteilnehmern des Vorjahres. Bei diesen Teams entscheidet der Zeitpunkt des Ausscheidens die Draft-Reihenfolge. Als letztes darf der aktuelle Superbowl-Sieger ein Talent auswählen. Also hat man als schlechtestes Team den besten Pick, nämlich den 1.01 Pick (Runde 1 Pick 1). Team zwei hat dann Pick 1.02 und immer so weiter.
Teams die nicht in den Playoffs waren, aber den selben Record haben, tauschen zwischen den Runden die Reihenfolge. Als Beispiel: Franchise A (1.09, 2.10) und Franchise B (1.10, 2.09).
Für jeden Pick in der ersten Runde haben alle Teams jeweils zehn Minuten Zeit. In der zweiten Runde sind es noch sieben und in den Runden drei bis sieben nur noch fünf Minuten Zeit. Schafft es ein Team nicht rechtzeitig die Auswahl zu zu treffen, erlischt das Recht und das nächste Team ist an der Reihe.
Spieler die nicht ausgewählt werden, haben dann die Möglichkeit als Undrafted Free Agent von den Teams unter Vertrag genommen zu werden.
Durch den Draft können die Franchises kostengünstige Talente in den Kader aufnehmen, da die Rookieverträge relativ gering ausfallen. Diese sind von der Liga vorgeschriebene vier-Jahres-Verträge. Bei Spielern, die in der ersten Runde gezogen wurden, haben die Teams sogar eine Option auf ein fünftes Jahr. Für die jungen Spieler ist es natürlich immer ein Anreiz, möglichst früh gedraftet zu werden, da die Verträge von Erstrunden Picks am höchsten ausfallen und an sich natürlich auch die Qualität eines Spielers bewertet. Auf der anderen Seite kann man sich durch dieses System in der Regel nicht aussuchen, bei welchem Team man spielen möchte.
Compensatory Picks
Euch werden dieses Jahr einige Teams auffallen, die deutlich mehr als ihre sieben Picks haben. Andere haben dafür weniger. Das liegt zum einen daran, das man Draftpicks natürlich tauschen (traden) kann. Der Gegenwert können entweder andere Picks (auch zukünftiger) oder Spieler sein. Zum anderen gibt es auch die sogenannten Compensatory Picks, die nach einem geheimen Algorithmus an die Teams verteilt werden, die in der Free Agency des Vorjahres wichtige und gute Spieler verloren haben. Um den Verlust zu kompensieren, erhalten sie zusätzliche Draftpicks, die ab Ende der dritten Runde (3.33) in die normale Draftorder einsortiert werden.
Der Draft im Fantasy Football
Fast genauso wie in der NFL, läuft auch der Draft in unserem geliebten Fantasy Football ab. Startet man eine Liga ganz neu, wird natürlich eine Reihenfolge der Picks gelost, denn es gibt schlicht keine Werte, an denen man festmachen kann, wer wann picken darf. Im Gegensatz zur NFL läuft der Draft einer Redraft Liga und der Startup Draft einer Keeper- oder Dynasty-Liga im sogenannten Snake-Format ab. Das bedeutet, die Reihenfolge wird in jeder Runde umgekehrt. Der Owner mit Pick 1.01 erhält in einer 12er Liga also als nächstes den Pick 2.12.
Und eine weitere Besonderheit:
Im Startup Draft für eine frische Fantasy Liga wählt man nicht nur aus den Rookies aus, sondern aus dem gesamten Spieler-Pool, den die NFL zu bieten hat.
Weiterhin gibt es hier auch nochmal zwei Unterschiede zu verzeichnen:
- Redraft: Jedes Jahr wird neu gedraftet. Der Kader wird nach der Saison “gelöscht” und man fängt in der neuen Saison wieder von vorne an. Vorteil: Man hat immer die gleichen Chancen auf seinen persönlichen Superbowl!
- Dynasty/Keeper: Hier werden entweder alle Spieler (Dynasty) oder Teile (Keeper) über den Saisonübergang behalten. Man braucht hier also etwas Weitsicht, um einen guten Kader zusammenzustellen. Im Jahr nach dem Entrydraft werden bei Dynasty Ligen, wie in der NFL, Rookie Spieler gepickt. Das Reizvolle hier ist natürlich die Langfristigkeit. Entscheidungen müssen nicht nur in der jetzigen Situation beurteilt werden, sondern auch im Hinblick darauf, was in einem oder zwei Jahren ist, beziehungsweise sein kann.
Tanking und Trading
Zu guter Letzt noch eine Möglichkeit die Draft-Position zu beeinflussen. Es gibt das sogenannte „Tanking“, bei dem man absichtlich schlecht spielt, um möglichst viele Spiele zu verlieren (wir erinnern uns: Das schlechteste Team darf an erster Stelle picken). Im Fantasy Football ist das aber sehr verpönt, wir raten dringend davon ab. Das zieht nur die Mitspieler runter und es kann zu Streitigkeiten kommen. In der NFL wäre tanking grundsätzlich möglich, aber auch hier gibt es unterschiedliche Ansichten, ob es sinnvoll ist.
Viel wichtiger ist es aber, über die Möglichkeit nachzudenken einen Trade mit einem anderen Team einzufädeln. Das kann in beide Richtungen gehen. Ich möchte gerne von Position 1.11 ein paar Positionen nach oben, weil das Talent was ich mir ausgesucht habe, eventuell nicht mehr zu haben ist wenn ich an der Reihe bin. Auf der anderen Seite könnte man an Position 1.03 auch von einem Team angesprochen werden, nicht zu tauschen und dafür einen niedrigeren Pick aus der gleichen Runde plus (und hier wird es interessant) weitere Picks oder sogar Spieler um diesen „Downtrade“ natürlich interessant und schmackhaft zu machen. An dieser Stelle beginnt dann das tolle am Fantasy Football: die Verhandlungen mit anderen Mitspielern. Feilschen, Schachern und darauf hoffen, dass das eigene Angebot an Pick 1.01 gut genug ist, macht jedes Jahr aufs neue Spaß.
Übertragung
Zu guter Letzt noch ein paar Programmtipps für den diesjährigen Draft.
Die erste Runde wird in Amerika zur Primetime gestartet, was ihr euch natürlich live über den Stream der NFL anschauen könnt.
Wer sich das ganze Spektakel mit deutscher Expertenmeinung anschauen möchte, kann am Freitag ab 1:50 Uhr bei ran.de vorbeischauen.
Auch die Jungs vom Draftcast werden das ganze Spektakel begleiten und die Geschehnisse mit ihren Analysen und Prognosen vergleichen.
Wir melden uns dann nach dem Draft mit ausführlichen Analysen der einzelnen NFL Teams und der Fantasy Relevanten Spieler wieder. Bis dahin wünschen wir euch viel Spaß mit dem Draft!
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