BPA: Make Quarterbacks great again

BPA: Make Quarterbacks great again
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Der Quarterback. Gemeinhin als die wichtigste Position in einem Mannschaftssport bezeichnet, die ein sehr breites Spektrum an Fähigkeiten erfordert – und das nicht mal auf der physischen Ebene. Er hält die Fäden einer Offense zusammen und kann wie kein anderer das Spiel beeinflussen. Verläuft alles nach Plan, spielt er 100% der Snaps und bekommt bei 99,9999% davon den Ball in die Hand.

Im Fantasy Football hingegen wird diese Positionsgruppe unter Wert bepunktet – bzw. bekommt sie nicht die Relevanz, die sie im echten Spiel hat.

Ich mache mich auf die Suche nach dem „Balanced Points per Achievement“ (BPA) Format, bei dem ich versuche, ein faireres und realeres Punktesystem zu finden. In Teil eins ging es um die Running Backs und Wide Receiver und heute um die Quarterbacks.

Das Problem mit den Quarterbacks

Wer kennt sie nicht, diese Drafttipps wie „nimm auf keinen Fall früh einen Quarterback“? Aber weißt du auch, warum das so ist?

Um das Problem zu visualisieren, nehme ich als Grundlage ein übliches QB Scoring Format.

  Pts
25 Passing Yards 1
Passing TD 4
Turnover -2
10 Rushing Yds 1
Rushing TD 6

Schauen wir auf folgendes Chart. Es zeigt die Punkteverteilung der Top-24 Quarterbacks 2018.

Quarterback Fantasy Punkte 2018

Klammern wir Mahomes (#1) für den Moment mal aus, zeigt sich: Es gibt kein wirkliches Leistungsgefälle.

Zwischen QB#2 und QB#12 liegen gerade mal 50 FPts. Das bedeutet, der QB #12 hat nur 15% weniger Punkte als der QB #2. Die Auswirkungen pro Woche waren gerade einmal drei FPts. Setzen wir das mal in Relation zu den anderen Positionen.

Tabellarischer Vergleich der Fantasypunkte in den letzten drei Jahren

*2018 nehmen wir den QB #2 als Referenz

Was wir sehen ist:

  • Mahomes war dieses Jahr eine Anomalie – in den letzten Jahren gab es keinen so klaren QB #1
  • Die anderen Positionen haben einen höheren Drop-Off
  • Die Receiver entwickeln sich gerade zu den neuen QBs
  • Die Punkte der Quarterbacks scheinen insgesamt zu steigen
  • Quarterbacks sind in der Breite wesentlich ausgeglichener

Die Konsequenz daraus ist, dass der Quarterback im Fantasy Team nicht DEN Unterschied macht und Tipps wie oben geschrieben oder sogar eine komplette Streaming-Strategie die Folge sind. Ist das der korrekte Umgang mit der wichtigsten Position im Football? Für mich nicht. Meine Ziele für die neue Bepunktung lauten also:

  1. Fantasy Quarterbacks müssen wertvoller werden
  2. QB Streaming muss unattraktiver werden
  3. Angewendete Änderungen müssen footballerisches Können widerspiegeln
  4. Änderungen müssen logisch sein

Anwenden des BPA

Als erstes wenden wir das im ersten Teil dieser Serie definierte BPA System an. Das bedeutet, es gibt pro Rushing 1st Down 0.8 FPts – das boosted laufstarke QBs.

Grafischer Vergleich der default und Rushing 1st Downs

Quarterback Rating

Um die Leistung eines Quarterbacks bewerten und vergleichen zu können, gibt es das Quarterback Rating (QBR). Das ist zwar eine komplizierte Formel, verrechnet aber Completion Rate, Yards per Attempt, TDs und INT. Man bekommt durch diesen Wert also ein ganz gutes Bild von der Leistung als Passer. Deshalb ist es für mich eine gute Möglichkeit auch Fantasy Punkt für das Rating zu vergeben.

Die Top-10 QBs hatte letztes Jahr im Schnitt ein QBR von mindestens 100, bis QB #24 immerhin 90. Genau diesen Wert nehmen wir als Breakpoint. Beim Berechnen zeigte sich, dass dieser Wert ganz günstig ist, da hier die durchschnittlichen Extrapunkte pro Spiel zwischen -2.3 und 2.5 liegen.

Die Formel dafür ist relativ simpel. Für jeden 0.1 QBR Punkt über bzw. unter 90 gibt es 0.1 FPts dazu bzw. abgezogen.

Grafische Darstellung des BPA Systems mit Quarterback Rating

Sack Yardage

Was das QBR aber nicht berücksichtigt, sind Sacks. Diese haben aber durchaus einen Anteil an der Leistung des Quarterbacks bzw. beeinflussen das QBR indem sie dort eben nicht auftauchen – ein weggeworfener Ball schon.

Ich bevorzuge an dieser Stelle Minuspunkte für Sack Yardage. Das ist genauer und bewertet jeden QB für sich und nicht pauschal. In meiner Formel bekommt man 1 FPt pro 5 Yards abgezogen (0.2 Fpts pro 1Yds). Außerdem ist der QB nicht alleine für den Sack verantwortlich, kann durch individuelle Leistung aber auf das Resultat einwirken. Was mich an dieser Statistik aber am meisten begeistert ist der Fakt, dass so auch die O-Line eine Rolle im Fantasy Football bekommt.

Bei Anbietern wo sich das nicht einstellen lässt empfehle ich eine Alternative. 2018 hatten die Sacks einen durchschnittlichen Raumverlust von 7 Yards zu Folge. Ins Verhältnis mit der obigen Formel würde das bedeuten, dass es pro Sack 1.4 FPts Abzug bedeutet. Das sollte sich auf jeder Plattform einstellen lassen und bedeutet keinen signifikanten Unterschied.

Das finale QB BPA System

Damit ergibt sich das finale Bild für die Quarterbacks im BPA Scoring Format.

Grafische Darstellung default und BPA Scoring

Überprüfen wir die gesetzten Ziele.

Änderungen müssen logisch sein

Das BPA System stärkt laufstarke QBs durch Punkte für Rushing 1st Downs und die starken Passer durch das QBR. Insgesamt werden die Punkte durch Sacks reduziert. In meinen Augen machen diese Maßnahmen Sinn und sind logisch erklärbar.

Angewendete Änderungen müssen Footballerisches Können widerspiegeln

Um das footballerische Können beurteilen zu können, schauen wir uns mal die Rankingänderungen an. Änderungen um mehr als 2 Positionen nach oben sind grün, die nach unten rot gekennzeichnet.

Rankingänderungen im BPA Scoring

Auf den ersten Blick sind gar nicht so viele Änderungen entstanden. Das ist ein gutes Zeichen, da es eine Vergleichbarkeit zu anderen Scoring Formaten schafft. Die vorhandenen Änderungen sind aber durchaus erklärbar.

Anders als Rodgers zum Beispiel, hat Brees mindestens die Hälfte der Saison auf MVP Kurs gespielt. Neue Karrierebestleistungen in Completion Percentage (74.4) und QBR (115.68) sprechen für sich. Rodgers hingegen stellte einen neuen Rekord an weggeworfenen Bällen auf.

Und ein Cam Newton profitiert ebenfalls, da er die zweitmeisten 1st Downs erlaufen hat.

Fantasy Quarterbacks müssen wertvoller werden

Um den Wert der Quarterbacks zu beurteilen schauen wir auf die Punkteverteilung zwischen den einzelnen „Tiers“. Diese leiten sich aus dem Graphen ab – ich habe sie bei QB #8 und QB #17 gesetzt.

 VorherNachher
2353.46333.41
8299.88
(15%)
272.87
(18%)
17236.1
(33)
182.48
(45%)
24174.54
(51%)
154.56
(54%)

Man erkennt, dass sich in der Spitze nicht ganz so viel getan hat. Aber die zweite Garde der Quarterbacks hat deutlich an Boden verloren. Und genau das ist eigentlich ein perfektes Szenario. Nach dem neuen Modell hätte es letztes Jahr 15 Quarterbacks gegeben, die startbar bzw. streaming Kandidaten waren. Danach gibt es einen großen Punkteabfall, was dem Ziel, die Quarterbacks wertvoller zu machen, sehr entgegen kommt. Man kann sich nicht mehr nur auf Streamer verlassen, sondern sollte mindestens einen guten QB im Roster haben.

QB Streaming muss unattraktiver werden

Um das zu überprüfen werfen wir einen Blick auf die durchschnittlichen Punkte beliebter Streaming Quarterbacks. Das waren zum Beispiel Dak Prescott, Marcus Mariota, Baker Mayfield und Jameis Winston.

Streaming Quarterbacks im BPA System

Die Streaming Kandidaten machen im Schnitt also zwei bis drei Punkte weniger. Bei einigen Matchups sind es bestimmt einige Punkte mehr und kann durchaus einen Spieltag kosten.

Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, ob es das Scoring unfair macht, sollte ich im Draft keinen guten QB mehr bekommen. Und nein, das tut es nicht. Schauen wir uns mal ein paar konkrete Beispiele von Spielern an.

Neuberechnung einiger NFL Spiele nach dem BPA System

Was fällt auf? Es gibt durchaus noch Streaming Optionen. So lange der QB ein solides Spiel macht, kriegt man okaye Punkte zurück. Das BPA System beeinflusst eher die außergewöhnlichen Spiele – also sehr gute oder sehr schlechte Leistungen. Und genau dieser Punkt ist meiner Meinung nach das, was es machen sollte. Der Quarterback bestimmt wie kein anderer Spieler auf dem Platz das Spielgeschehen – hat er einen schlechten Tag, wird es für das ganze Team schwierig. Auf der anderen Seite profitieren alle davon, wenn er gut drauf ist.

Mein Fazit

Zum Abschluss betrachten wir das bisherige BPA System in seiner Gänze:

Grafischer Vergleich aller Positionen im BPA System

Als Vergleich dazu auch nochmal das Default bzw. das PPR Format gegenüber gestellt.

Grafischer Vergleich aller Positionen im default System

In meinen Augen sieht das echt super aus. Alle Positionen sind enger zusammen gerutscht und die „besseren“ QBs profitieren, was die Positionsgruppe wertvoller macht.

An dieser Stelle möchte ich noch einen kurzen Ausblick auf die kommenden Teile geben. Geplant ist noch ein Artikel zu Tight Ends, einer zu Kickern und Team Defenses sowie eine Draft Analyse – also wie wirkt sich das BPA auf den Fantasy Draft aus. Zu guter letzt soll es dann noch einen Anleitung zum Einstellen des Systems inklusive Anbieter-Empfehlung geben.

Das heißt es gibt noch einiges zu tun – wir hören bestimmt bald wieder voneinander!

Bis dahin

Euer Jakob

NFL und Fantasy Football verrückt seit 2016 und durch "All or Nothing" Fan der Arizona Cardinals geworden. Kam mit seiner Kolumne "Man in Motion" ins Schema FF Team und ist einfach geblieben.

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