Das perfekte Punktesystem Teil 1: RBs und WRs
Es geht um Punkte. Jede Woche, in jedem Spiel, bei jedem Spieler. Wer die meisten Punkte macht, gewinnt. Und wir alle wollen gewinnen. Deshalb ist das Richtige Scoring Format ein MUSS in jeder Fantasy Liga. Doch was ist das perfekte System?
Jeder kennt die drei Varianten Standard, Half PPR und PPR – aber sind das wirklich die besten Optionen für uns? Schema FF macht sich auf die Suche nach dem perfektem Scoring Format.
Im ersten Teil blicken wir auf die Running Backs und Wide Receiver. Wichtig dabei: Alle verwendeten Daten beruhen auf Week 17 Stats. Das heißt, es ist nicht alles 100%ig akkurat, sollte aber trotzdem einen guten Eindruck vermitteln. Außerdem findet ihr am Ende des Artikels einige Charts, die euch verschiedene Punktesysteme grafisch darstellen, deren genaue Analysen den Artikel aber in die Länge gezogen hätten.
Die Grundlage
Zu Beginn schauen wir uns das Verhältnis zwischen Running Back und Wide Receiver Punkten an. Dafür eignet sich das Standard Scoring ganz gut, da die Spieler hier nur Punkte für Yards und Touchdowns kriegen. Wir nehmen die besten 36 Spieler beider Positionsgruppen und betrachten die Punkteverteilung. Dazu schauen wir einmal auf die tatsächlichen Punkte und einmal auf die hochgerechneten, wenn alle Spieler in 16 Spielen ihren Durchschnitt erzielt hätten. Das treibt die Daten natürlich auf die Spitze, verdeutlicht aber auch das Problem, das ich mit den oben genannten Scoring Formaten habe. (Für die weitere Betrachtung werde ich nur die tatsächlichen Punkte verwenden)
- Die Running Backs machen generell mehr Punkte als die Wide Receiver – und das in einer Zeit, wo es in der NFL doch heißt „Running Backs doesn’t matter“. Wie passt das zusammen?
- Der Punkte Drop-off, also der Punktabfall zwischen einzelnen Tiers (gerade an der Spitze), ist bei den Running Backs wesentlich größer. Somit sind Elite Running Backs deutlich wertvoller als Elite Receiver.
- Die Hochrechnung bei den Running Backs erzeugt eine deutlich größere Lücke zu den tatsächlichen Punkten. Ein weiterer Indikator dafür, dass Running Backs im Fantasy Football Overpowered sind.
Ziel dieses Artikels sollte es also sein:
- Die Lücke zwischen RBs und WRs zu schließen
- Den Drop-off der Running Backs zu verringern
Wichtig dabei ist für mich, dass die Maßnahmen dafür mit gesundem Menschenverstand und anhand der erbrachten Leistung auf dem Feld zu erklären sind. Los geht’s!
Punkte für Receptions
Die erste logische Maßnahme sind Punkte für Receptions. Was in den PPR Formaten schon weit verbreitet ist, ergibt durchaus Sinn. Ein gefangener Ball ist eine Leistung, die man belohnen kann und meiner Meinung auch sollte. Es ist immerhin eine Aktion, die der Spieler erfolgreich meistern muss, damit der Drive weitergeht. Die Frage ist nur: wie bewertet man Receptions fair?
Average Depth of Target (aDOPT)
Als Anhaltspunkt dafür nutze ich die aDOPT. Diese gibt die durchschnittliche Tiefe pro Target an – also wie weit ist der Ball geflogen, bevor er zum Passempfänger gekommen ist. Die WRs mit den zehn meisten Receptions haben eine durchschnittliche aDOPT von 10.7 Yards. Die Running Backs kommen auf schlappe 0.16, wobei Christian McCafferey mit 1.0 den Schnitt deutlich nach oben korrigiert.
Diese Diskrepanz rechtfertigt es in meinen Augen nicht, RBs und WRs die gleichen Punkte für Receptions zu geben, denn ein Ball im unbedrängten Backfield lässt sich wesentlich leichter fangen, als einer am First-Down Marker mit einem Cornerback im Gesicht.
Punkte für First-Downs
Die zweite Maßnahme sind Punkte für First-Downs. Ich gebe zu, damit habe ich mich schwer getan. Aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto sinnvoller erscheint es mir. First-Downs sind das Ziel eines jeden Play-Calls, aber in der Regel nicht ganz so einfach zu erreichen. Es ist Aufgabe des einzelnen Spielers, dieses zu ermöglichen und er hat entscheidenden Anteil am Erreichen des neuen First-Downs.
Anders als bei den Receptions, sehe ich hier einen Nachteil für die Running Backs. Sie müssen einen längeren und meiner Meinung nach auch schwierigeren Weg bis zum First-Down zurücklegen.
Die aDOT der Receiver auf der anderen Seite sagt aus, dass diese theoretisch mit jeder Reception ein First-Down bekommen. Somit wäre hier eine gleiche Bepunktung ebenfalls nicht fair.
Die Scoring Rules
Durch rumprobieren und abwägen bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen.
RB | WR | |
Receptions | 0.2 Pts | 0.8 Pts |
Rushing 1st Down | 0.8 Pts | 0.8 Pts |
Receiving 1st Down | 0.5 Pts | 0.2 Pts |
Da diese Punkteverteilung an bestimmte Leistungen gebunden sind (Achievements), aber zwischen den Positionen variieren, nenne ich dieses Punkteformat das Balanced Points per Achievement Format – kurz: BPA.
Übertragen wir die Punkte einmal in konkrete Beispiele:
Std | Half PPR | PPR | BPA | |
5 Yds Run | 0.5 Pts | 0.5 Pts | 0.5 Pts | 0.5 Pts |
5 Yds Run + 1st Down | 0.5 Pts | 0.5 Pts | 0.5 Pts | 1.3 Pts |
5 Yds Reception | 0.5 Pts | 1 Pts | 1.5 Pts | 0.7 Pts (RB) / 1.3 Pts (WR) |
5 Yds Reception + 1st Down | 0.5 Pts | 1 Pts | 1.5 Pts | 1.2 Pts (RB) / 1.5 Pts (WR) |
20 Yds Reception | 2 Pts | 2.5 Pts | 3 Pts | 2.7 Pts (RB) / 3 Pts (WR) |
Auf den ersten Blick erhalten die Running Backs weniger Punkte als die Receiver. Überlegt man sich aber, wie viele Touches ein Running Back im Vergleich zum Receiver bekommt, ist das durchaus berechtigt (2018 hatte der RB 36 mehr als der WR1).
Konnten wir die Ziele erfüllen?
In einem Graphen ergibt sich letztlich diese Punkteverteilung:
Nun gilt es noch zu checken, ob wir unsere Ziele erfüllt haben.
Die Lücke zwischen RBs und WRs schließen
Man sieht natürlich sofort, dass mit dem BPA Modell die Receiver mehr Punkte als die Running Backs machen.
Allerdings sind die Abstände kleiner geworden. Nur ab Rang 26 wird die Lücke größer, was mit Blick auf die Spitze und die dortige Überlegenheit der RBs vertretbar scheint.
Rnk1 | Rnk6 | Rnk12 | Rnk24 | Rnk36 | |
Differenz Std RB-WR | 72.1 Pts | 27.1 Pts | 23.5 Pts | 8.3 Pts | -4.7 Pts |
Differenz BPA RB-WR | 64.9 Pts | -14.7 Pts | -16.3 Pts | -4.9 Pts | -15.8 Pts |
Den Drop-off der Running Backs verringern
Mit den Achievements „Receptions“ und „First Downs“ ist das nicht gelungen – im Gegenteil: der RB Drop-off ist größer geworden.
Rnk1 – Rnk 3 | Rnk 1 – Rnk 6 | Rnk 1 – Rnk 12 | Rnk 1 – Rnk 24 | Rnk 1 – Rnk 36 | |
RBs Std | 34.6 Pts | 87.6 Pts | 125.3 Pts | 177.6 Pts | 211.4 Pts |
RBs BPA | 31.1 Pts | 103.1 Pts | 153.9 Pts | 215.7 Pts | 258.8 Pts |
WRs Std | 22.4 Pts | 42.6 Pts | 76.7 Pts | 113.8 Pts | 134.6 Pts |
WRs BPA | 8.8 Pts | 23.5 Pts | 72.7 Pts | 145.9 Pts | 178.1 Pts |
Bevor ihr jetzt sagt: „Das BPA Format hat ja alles schlechter gemacht“ schaut euch erst einmal den PPR Drop-off an.
Rnk1 – Rnk 3 | Rnk 1 – Rnk 6 | Rnk 1 – Rnk 12 | Rnk 1 – Rnk 24 | Rnk 1 – Rnk 36 | |
RBs PPR | 13.7 Pts | 105.8 Pts | 155.6 Pts | 214.3 Pts | 249 Pts |
WRs PPR | 5.5 Pts | 18 Pts | 73.4 Pts | 144.8 Pts | 176.5 Pts |
Sie sind quasi identisch. Das liegt daran, dass es einfach keine Möglichkeit gibt, die Elite Running Backs so zu schwächen, dass es plausible Gründe dafür gibt. Man könnte jetzt über Punkte für zum Beispiel Rushing Attempts nachdenken, da es die laufstarken RBs boosten würde, aber ein Attempt an sich ist meiner Meinung nach keine Leistung.
Bis hierhin lässt sich also sagen: Wir haben jetzt ein Scoring-Format, welches
- die RBs und WRs in der Breite ausgeglichener macht
- die Tiers ähnlich denen des PPR Formates sind
- die Punkte fairer nach tatsächlich erbrachten Leistungen vergibt
Einfluss auf die Spieler
Das klingt doch soweit ganz gut. Jetzt stellt sich natürlich noch die Frage, was diese Punkteberechnung für Auswirkungen auf die einzelnen Spieler hat.
Das Standard Format spiegelt am besten den Boxscore der Spieler wieder. Deshalb nehme ich es auch als Referenz für die anderen Formate. Die farblichen Markierungen zeigen Änderungen im Ranking an, die am Saisonende mehr als zwei Plätze nach oben (grün) oder unten (rot) gingen.
Was fällt auf?
- Bei den RBs gibt es im Vergleich zum Standard Scoring kaum nennenswerte Veränderungen
- Die Änderungen bei den WRs entsprechen quasi dem PPR Scoring
Das ist eine weitere Bestätigung, dass die beiden Positionsgruppen zusammen rutschen. Sie tun das aber, ohne zu sehr von den Ergebnissen der bekannten Scoringformate abzuweichen.
Schauen wir uns zu guter Letzt mal noch ein paar konkrete Fälle an.
Wir sehen, dass sich die Punkte des neuen Formates sehr den Half PPR Punkten annähern. Und tatsächlich, Half PPR bietet eine einfache Alternative: Es schließt auf jeden Fall die Lücke zwischen den beiden Positionsgruppen und ist damit ausgeglichener als PPR oder Standard.
Mein Fazit
Das hier erarbeitete BPA Format gefällt mir ziemlich gut. Es spiegelt die tatsächliche Leistung auf dem Feld besser wieder als die verbreiteten Formate, ohne dabei zu große Änderungen auf die Positions-Rankings zu haben. Und ganz nebenbei rücken RBs und WRs ab dem 2. Tier enger zusammen.
Es gibt bestimmt noch einige Stellschrauben um das System noch fairer zu machen. Ich denke da zum Beispiel an Dinge wie
- die Punkte für Receptions mit der Länge der Air Yards (also Depth of Target) zu verknüpfen. So könnte man generell Punkte für kurze Receptions verringern und das nicht nur global auf die Running Backs anwenden.
- Punkte für Yards after the Catch extra/anders zu bewerten. Das steigert die Leistung des individuellen Spielers nach dem Catch. So könnten zum Beispiel Screen Pässe mit einer bestimmten Anzahl an erlaufenen Yards als Rushing First-Down zählen oder man bepunktet Receiving und Rushing Yards unterschiedlich. Das hätte bestimmt auch einen interessanten Einfluss auf die Quarterbacks. Vielleicht kommt hierzu mal ein zusätzlicher Artikel, denn bei Fleaflicker lassen sich dafür schon Punkte geben.
- Punkte für Broken Tackles. Denn auch von solchen Aktionen ist der Erfolg des Spielzuges abhängig und auch den Fähigkeiten des Spielers zu verdanken.
- Punkte für Average Yards per Carry bei einer gewissen Anzahl an Carries. Das wäre ein interessanter Ansatz, der laufstarke Running Backs pushen könnte. In Kombination mit YAC für die Receiver ist das vielleicht was.
Leider lassen sich diese Punkte bei den gängigen Anbietern nicht wie gewünscht bepunkten. Aber ich kann mir vorstellen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese „next gen stats“ auch im Fantasy Football Einzug finden.
Sollte ich mich irren und ihr findet Einstellungsmöglichkeiten, dann lasst es mich gerne wissen – das gilt auch, wenn ihr noch andere Ideen für die Vergabe von Fantasy Punkten habt.
Wie versprochen findet ihr hier jetzt noch ein paar Charts mit verschiedenen Punkte-Kombinationen, über die ich mich dem BPA Format genähert habe.
Weitere Kombinationen der Punktesysteme
Natürlich bleiben auch die anderen Positionsgruppen nicht unbeeinflusst von diesem Format. Aber das erörtern wir ein anderes Mal.
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